-Jonas, der Kommunist, der (sich) verlor

1. Kurzinhalt
2. Handelnde Personen, Beschreibung
3. Zeittafel

1. Jonas

Wir schreiben das Jahr 1978. Deutschland. Noch hat Helmut Kohl seine geistige Wende nicht eingeleitet. Jonas ist Kommunist. Lang und blond. 28 Jahre jung. Aber nicht in Rostock/DDR, sondern in München/BRD. Und das obwohl er doch eigentlich recht intelligent ist. Wortgewandt, witzig und sensibel. Jonas ist sogar Funktionär, oder wie er stolz sagt: Berufs-Revolutionär. Jonas möchte, das Revolution Spaß macht. Er freut sich, wenn er und seine Genossen Polizisten ärgern und „die Bullen“ dazu provoziert,  „einen Faschingsumzug zu verhaften“, der eigentlich eine Vietnam-Spenden-Aktion ist. Er organisiert Polit-Festivals und verstört Polizei und die eigenen Funktionärsgenossen, wenn er Hausbesetzer unterstützt,
Aber es gibt auch Ärger, Intrigen und Mobbing bei den Genossen von Jonas. Wenn es um die Grünen geht, um Feminismus, um neue Formen des Protestes. Das reibt ihn auf und lässt ihn zweifeln. Und noch mehr, wenn er in die DDR fährt oder ein halbes Jahr in Moskau studiert. „Warum geschieht so viel Schreckliches im Namen der Neuen Gesellschaft?“
Jonas wird immer mehr hin und hergerissen zwischen Spaß an der Weltveränderung und Funktionärsgehorsam, Sponti-Spaß und Einheits-Disziplin. Und er entdeckt: Immer mehr Leichen im Keller, Verschwundenes, Vertuschtes, Lügen „im Interesse der Sache“. Und später auch bei sich selbst,  Selbstbetrug, und manche Lebenslüge

Und auch die Beziehung mit Marianne entpuppt sich als Sackgasse. Denn im Bett mit ihr ist alles so anders, wie tagsüber im gemeinsamen Kampf. Warum klappt das nicht mir ihr? Jonas bettelt um Sex, Marianne „kann nicht“. Marianne ist lesbisch …

Nun macht Jonas etwas, was man als Berufsrevolutionär absolut niemals macht: Er klaut. Nach jeder Sitzung, nach jeder Niederlage in der montäglichen Vorstands-Sitzung klaut Jonas. Was das Zeug hält. Bei Quelle, Kaufhof, Conrad, Karstadt. Sinnlos. Er weiß nicht, warum. Nur, dass es gut tut. Der Schmerz  für kurze Zeit nachlässt…
In diesem Doppelleben als bekannter KP-Funktionäre und konspirativer Kleptoman gerät er in Gefahr.

Jonas steuert – ohne es sich einzugestehen – einer Katastrophe zu. Aber weil so was in seinem marxistischen Weltbild eigentlich nicht vorkommt, weicht er noch mal aus.
Anstatt einen Schluss-Strich zu ziehen, flüchtet Jonas in (was seine Freunde nennen) die Offensive, und (was der Partei-Apparat empfindet als:) den Putsch und fordert den Kopf seines Landesvorsitzenden. Vom Bundesvorsitzenden. Ist Jonas noch zu retten? Ausgerechnet der Ober-Genosse soll ihm helfen?

So nimmt das Unglück seinen Lauf.
Jonas scheitert. Auf der ganze Linie.
Er ist am Ende. Noch einmal rafft er seine ganze Kraft zusammen und offenbart sein ganzen Leben zwischen Klauen und Klassenkampf seiner schönen Genossin Nora, die er anhimmelt, und die im obersten Zirkel Einfluss hat.
Aber Nora verrät ihn.
Jonas ist allein. Allein von allen, seine neue Freundin verlässt ihn auf Geheiß der Partei, diese erklärt ihn zum Verfassungsschutzspitzel, zum Konterrevolutionär.
Die Genossen bespucken ihn auf der Strasse. Seine Wohnung wird auf Befehl der Funktionäre durchsucht und geräumt. Ein Hauch von Gulag mitten in Schwabing.
(näheres hier)
Der Münchner Kreisvorsitzende hat seit Monaten Zoff mit den Genossen des Bezirkssekretariats in Südbayern. Vor allem in Fragen der Zusammenarbeit mit den neu aufkommenden Grünen, der pazifistischen und der feministischen Bewegung, in Fragen der „neuen sozialen Bewegungen“ einschließlich der Hausbesetzerszene kracht es regelmäßig. Der Kreisvorsitzende Mathis Oberhof (34) ist immer isolierter im hauptamtlichen Apparat und beantragt dennoch in einem Schreiben an Herbert Mies, den damaligen DKP-Chef, die Absetzung des Bezirksvorsitzenden, den er für die besonders sektiererische, und spalterische DKP-Politik im CSU-Staat verantwortlich macht. Mies laviert ein wenig, um schließlich Mathis O. zum Rückritt und zum Kniefall aufzurufen. Er soll umkehren, seine ganze Politik sei parteifeindlich. Mathis erklärt seinen Rückritt und ringt mit dem Austritt aus der DKP. Seit 13 Jahren hauptamtlich und verwoben und verstrickt zögert er, hat Angst vor politischer Isolation, vor dem Eingeständnis der Niederlage.
Es finden Gespräche im Zentralen Parteiapparat in Düsseldorf statt. Uwe E. – später als Mielkes IMs im DKP-Apparat enttarnt, gibt sich jovial und kameradschaftlich. Rät Mathis zunächst seinen geplanten Urlaub in Portugal anzutreten, in der Zeit könne in Ruhe in München geklärt werden, was geklärt werden müsse.
Mathis fährt – in Absprache mit seiner Partei in den Urlaub.
Am Münchner Flughafen zurückgekehrt wird er nicht – wie vereinbart -von den Freunden sondern einem Spezial-Team der DKP empfangen. Seine mitreisende Freundin sofort abgesondert, er in einen Schwabinger Keller gebracht (immerhin: nicht mit verbundenen Augen: er sieht, es ist Erwin J’s. Keller, den dieser für das Verhör zur Verfügung gestellt hat.) Bis in die frühen Morgenstunden wird er verhört. Es wird ihm offenbart, dass er unter Verdacht steht Verfassungsschutzspitzel zu sein, in Zusammenarbeit mit ehemaligen SDAJ-Genossen W.G. ,V.A., u.a. eine illegale Fraktion aufzubauen. In der DDR konterrevolutionäre Strukturen entwickelt zu haben, und mit der Gründung einer konspirativen Männergruppe die Vorbereitung der Spaltung der DKP in Männer und Frauen-Gruppen geschaffen zu haben.

Der Schlussakkord: Der Mitarbeiter der Düsseldorfer Kaderabteilung Werner F. teilt ihm mit, dass die Genossen, bei denen Mathis zur Untermiete wohnt, „aus politischen Gründen ihn als Untermieter“ ablehnten. Sie hätten deshalb die Partei gebeten, die Möbel zu entfernen, die in einem Keller am anderen Ende der Stadt nun noch für 14 Tage gelagert seien. Wenn er sie dann nicht abhole, würden sie kostenpflichtig vernichtet.
Später erfährt Mathis, wie es wirklich war. Rolf, bei dem er zur Untermiete wohnte habe sich der Durchsuchung, Beschlagnahmung von Tagebüchern und Liebesbriefen verweigert, er sei selbst Rechtsanwalt und könne einem solchen Schritt ohne richterlichen Bescheid, ohne Beisein des Beschuldigten nicht zu stimmen, Uta seine Frau aber, hatte vor ihrer Ehe mal ein Verhältnis mit Mathis, nun kann sie sich rächen. Sie bedrängt ihren Mann so lange, bis dieser aufgibt.
Tagebücher, Liebesbriefe, biografische Notizen, alles ist weg, einige davon bekommt Mathis Monate später zurück. Anderes bleibt für immer verschwunden.

Es folgen Jahre der Verbitterung. der Einsamkeit, des Grübelns von Mathis, was ist mein Anteil an diesem Desaster. Und: wie gut dass ich nicht in der DDR lebte, dann säße ich jetzt im Gefängnis.

Wie weiter mit Jonas, was tun? War alles umsonst. Ist die Welt  doch nicht veränderbar? Muss er alles aufgeben? Gibt es ein Leben nach der Partei. Gibt es Wärme ohne Genossen, Kann man eine bürgerliche Frau lieben. Leere, Ausweglosigkeit und unendliche Einsamkeit in der Millionenstadt führen Jonas an den Wendepunkt seines Lebens.

20 Szenen das Leben eine 68ers, der sich für den „organisierten Kampf“ entschieden hat. Für Disziplin und Organisation. Der dennoch seine Gefühle, seine Ziele, seine ideale nicht Opfern will, den Kompromissen, den Zwängen, der großen Sache unterordnen. Aber er tut es.
Als Funktionär, als Jugendleiter klemmt er sich selber in ein Rollenbild, dass ihn immer mehr zu würgen beginnt.
Was sind die Motive, sich so was an zu tun, warum hält so einer das aus. Diesen Spagat, diesen Gegensätze, diese lächerlichen Rituale, die so vielem Hohn sprechen, weshalb die 68er gegen den Muff von 100 Jahren revoltiert haben.
Und wie fühlt einer, der so schizophren lebt. Welche Rolle spielt seine Sucht, welche Linderung verschafft ihm die Kleptomanie.
Was ist politisch und was persönlich.
Und was bleibt einem, der so tief fällt wie Jonas,

Jonas
Jonas, groß, blond ist 28 Jahre alt, in Bremen geboren, aber nirgendwo zu Hause. Scheidungskind. Jonas schielt. Jonas will schon immer beides sein: Träumer UND Realist, Kämpfer und Genießer, Hart und weich, bodenständig und intellektuell, konkret und visionär. Und: Jonas redet viel. Einmal sagt ein Freund zu ihm „Du überschätzt die Wirkung des gesprochenen Wortes“. Deshalb kommt er so gut an, wo es um Politik geht. Versteckt sich hinter dicker Hornbrille und Schnurbart.
Trotz aller Abtrennungsversuche ist er nach wie vor eng an seinen Vater gebunden: dem ewig schreibenden, nie verlegenden Schriftsteller, Pfarrer, Agitator der Bewegung gegen die Remilitarisierung, dem Vorzeige-Christen der Kommunisten und der DDR, immer unterwegs, immer Frauengeschichten, Sex ist Obsession, abgespalten von protestantischen Glauben, nie am Ziel, nie finanzielle Sicherheit, ein Genie, der mit sich und der Welt nicht fertig wird, ein Glochard, und manchmal ein liebenswerter Vater, der seinen Sohn streichelt, tröstet, ermutigt, ihm Selbstvertrauen geben will.

Und Jonas fühlt sich noch lange im Würgegriff der Mutter: die Nährerin, die einzige, die Geld verdient, die erfolglos versucht, es zusammenzuhalten, Flüchtling aus Ostpreußen, liebt die Männer und leidet unter ihnen, von Beruf Propagandistin für Küchenmaschinen, hält Vorträge, kleidet sich chic, träumt vom Märchenprinzen und bleibt doch fasst immer allein, verfällt zeitweise dem Alkohol, klammert sich an den jüngsten der drei Söhne, an Jonas und verstößt ihn für Jahre, als er dennoch mit 18 das Haus verlässt.

Mutter will was Handfestes, Vater ist der Fantast. Jonas zieht mit Vater, Bruder und Tom und Angelika in eine WG, schmeißt das Gymnasium und geht in die Produktion. Alle sagen, er soll studieren und er sagt trotzig: Ich studiere die Hochschule des Klassenkampfes.

Bei Frauen  ist Jonas verklemmt. Und sucht sich lange Zeit nur Verklemmte. Die erste, zweite und dritte Liebe- lauter Mädchen, die Angst haben, wenn Ekstase aufkommt. Von der verheirateten viel älteren Andrea mit 19 das erste Mal ins Bett genommen, endet gleich dies mit einem Skandal: Ehebruch, der gehörnte Gatte dreht durch, versucht Mord und Totschlag, die Ehe geht zu Bruch. Jonas übernimmt 19-jährig Verantwortung für Angelika und die kleine Tochter Larissa. Viel zu früh, viel zu viel. Jonas hat Angst, beim Sex weh zu tun.
Dann lernt er Marianne auf der Parteischule kennen. Die coole, freche aus Ostfriesland, mit den dunkeln langen Haaren, die Aufständische, er ist der Lehrgangsleiter, schon wieder: Liebe in (diesmal von der Partei:) verbotenem Raum. Nach dem ersten Kuss gesteht Marianne: ich bin lesbisch, aber ich liebe dich. Jonas ist sich sicher, „das kriegen wir auch noch hin.“
Hat sich ins selbstgewählte Kloster begeben.
Jonas will niemandem weh tun außer „dem Klassengegner“, den Polizisten, den Staatsanwälten, den Bossen. Das macht ihm Spaß, die zu nerven und zu ärgern. Eigentlich möchte er Karl Valentin im Klassenkampf sein.

Nein, Jonas hatte keine Familie. In der Partei findet er sie. Die für ihn sorgt (auf Parteibeschluss machst du jetzt mit 21 endlich deinen Führerschein und das Abitur), die ihm Gemeinschaft gibt an den Lagerfeuern des Jugendverbandes,  wo er Befehle bekommt, sich unterzuordnen, was er vom Vater sich immer gewünscht hätte, und er selbst Vater und Mutter gleichzeitig sein kann.
Kommunist mit Herz, immer für die Seele interessiert, immer psychologische Studien betrieben, wäre gerne Lehrer geworden.
Jonas hat nie gelernt, mit Geld um zu gehen. Sein Vater hatte nie etwas, seine Mutter immer zu wenig, Gerichtsvollzieher gehörten zum Familienalltag. Jonas verdient wenig, und gibt immer zuviel aus. Der Überziehungskredit ist immer am Limit. Als die neuen Plastikkarten aufkommen, wird es noch schlimmer: Man kann sich scheint ihm endlos Geld holen. Er spart nie, ist immer in Geldnot. Jonas in Not

Marianne
Geboren in Jever, groß schlank, fast dürr, tiefe Stimme, ostfriesisch herb und durchsetzungswillig, die langen schönen Haare machen das kleine zierliche Gesicht voller und verdecken die Traurigkeit der Augen ein wenig, Marianne, die Meerjungfrau, Weib ohne Unterleib.
Lehre als Großhandelskauffrau, Vater alkoholabhängig, Mutter völlig überfordert, auch Marianne findet neue Heimat bei den Linken. Jobbt in der Parteibuchhandlung, wird nach Ostberlin auf die Parteischule geschickt. Aber voller Zweifel, wohin ihr Weg soll. Grausame Erlebnisse der kleinen Marianne haben tiefe Schatten auf die Seele geworfen. Eigentlich ist ihr der Weg der RAF näher, als diese spießigen Kommunisten, bis auf wenige Ausnahmen, da trifft sie Jonas auf der Parteischule, und verliebt sich bald ihn, das ist ein andere Mann als die bisherigen. Groß und stark und weich und süß. Zum Kämpfen und Kuscheln. Und vor allem zum Lachen. Endlich lachen. Der kann sie retten vor der magnetischen Anziehung zur RAF-Szene.
Deshalb ist sie froh, das er sie heiraten will, obwohl sie schon beim letzten Mann merkte, dass sie eigentlich nur Frauen lieben kann. Dennoch zieht sie hals-über-kopf in die fremde Welt nach München, übernimmt einen Job in der dortigen Parteibuchhandlung. Aber der Ärger geht weiter.
Die Bürokraten lauern hinter jedem Buch. Jede witzige Idee wird verurteilt, es soll Disziplin geübt werden, Rücksicht auf die Genossen der DDR genommen werden, überhaupt immer und überall dies Scheißwort DISZIPLIN. Marianne raucht und trinkt gerne auch scharfe Sachen, Cognac, Liköre, viel Rotwein.
Marianne ist ungeduldig und hungrig auf Bestätigung. Marianne ist ständig in Action, und rastlos. Aber: Marianne ist einsam in diesen Jahren. Jonas ist jeden Abend, fast jedes Wochenende weg. Es wird lange dauern, bis sie sich von ihm löst, bis sie über Martin, den Funktionär,  über Karin, die bekannte Journalistin zu sich selbst und auch zu ihrer lesbischen Identität findet. Und da, wo sie sich wirklich trennt innerlich von Jonas, da schlägt die Partei noch einmal zu und exekutiert Sippenhaft
Werner
Ist immer eine Position höher als Jonas. Zuerst im Jugendverband, dann in der Partei. Kennt in seinem Leben gar nix anderes als Klassenkampf. Sein Vater, der Gemüsegroßhändler war sein Lebtag dabei, wie der Großvater ebenfalls. Und nimmt den kleinen Werner nachts mit zum Plakatieren, auch mal zum Steine schmeißen in die Fenster der CSU-Büros, oder des Amerika-Hauses. Die Mutter hält die kleinbürgerliche Ordnung mit straffem Regiment aufrecht. Aber Werner und sein Vater sind unzertrennlich, bei ihren nächtlichen Streifzügen. Werners Vater ist konspiratives Mitglied der illegalen KPD, Werner wird es ebenfalls, sobald er das 16. Lebensjahr erreicht. Er ist Mitbegründer des Jugendverbandes, wird später Münchner un
d dann bayerischer Landesvorsitzender der Partei, er wird es sehr viel weiter bringen, als sein Vater in der Partei.
Werner bleibt klein an Körperwuchs. Eigentlich ist er bescheiden, aber die Partei, der Kampf fordert von Werner, laut zu sein, lauter als zu ihm passt, deshalb wirkt er so schnell ein wenig lächerlich, wenn er sich so aufregt, alles bleibt ein wenig kindlich, was er ausspricht. Und was keiner wissen darf, Werner hat – so lange er denken kann – Durchfall, muss immer wieder aufs Klo, wenn‘s brenzlig wird, und kann nicht an sich halten, wenn der Druck unerträglich wird. Aber er hat gelernt damit umzugehen, auch hier kann er sich tarnen, hat längst gelernt, sich so zu verstellen, dass keiner es merkt.
Werner weiß oft nicht weiter, weiß nicht, was er den Genossen sagen soll, wenn wieder übernacht eine Überraschung eingetreten ist, in Moskau., in Berlin/DDR oder nur von Düsseldorf wo die Zentrale sitzt. Dann appelliert Werner an den Klassenstandpunkt, was eigentlich heißt: Die Genossen werden sich schon was dabei gedacht haben. Oder wenn ihm wer eine heiße Frage stellt, antwortet er: Diese Frage stellt sich mir nicht…: und dann lächelt er so leidend, das viele, vor Genossinnen mit ihm Mitleid haben und ihn mögen.
Werner ist einer der ersten kommunistischen Bundeswehr Agitatoren. Wenn du stark genug bist, geht, sagt sein Vater, singt Genosse Degenhardt. Und Werner ist stark, macht alles nach Absprache, tritt in Uniform auf antimilitaristischen Pressekonferenzen, und wird- wie nach Plan – verknastet. Schwere Tage, aber ein Klacks gegenüber dem, was die Genossen in Dachau erlebt haben. Und so schließt Werner seine Maler-Lehre ab, und wird sofort danach hauptamtlich Bayerischer Landesvorsitzender des Jugendverbandes.
Zusammen mit Nora und mit Sonja werden Sie auf Genosse Jonas aufmerksam der als Jugendvertreter soviel Aufhebens macht in der IG Metall. Als er fliegt wegen einer dummen Unvorsichtigkeit, gewinnen Sie ihn als Berufsrevolutionär. Werner der kleine wenige verschmitze Bayer und Jonas, der wortgewandte große blonde Pfarrerssohn sind manchmal wie Tünnes und Scheel, es verbindet sie Konkurrenz und Liebe. Erst später wird daraus Feindschaft, Hass und Zerstörung werden, aber dahin ist noch ein langer Weg

Franz später wird ihn Jonas manchmal sarkastisch den „einarmigen Banditen“ nennen. Seinen Arm hat er als deutscher Soldat im Krieg verloren, sein Rückrat in der Partei. Die Partei hat ihm eine private Liebesaffäre mit der Frau eines verknasteten Genossen nie verziehen, ihn gedemütigt, davon erholt er sich nie, aber das weiß keiner von den jungen Heilsspornen. Kommunist seit dem Kriegsende, hat er und seine Frau mit Jonas Vater gegen die Rehmilitarisierung gekämpft. Deshalb fördert er Jonas, obwohl dieser ihm fremd bleibt. Franz ist kommunistischer Parteisoldat. Von sich selbst überzeugt, monologisiert er viel zu lange, duldet keinen Widerspruch, und ist eigentlich schon längst am Ende. Er kann genauso erbarmungslos zu Abweichlern sein, wie die Partei zu ihm.

Claus der einzige Intellektuelle im „Sekretariat“. Journalist, mit einer TV-Redakteurin verheiratet, vermögend, USA-erfahren, persönlich bekannt mit Angela Davis, hält den Draht mit den Schriftsteller-Größen der DDR, Mitherausgeber der linken Kulturzeitschrift. Jonas liebt und fürchtet ihn. Großer Bruder und Advocatus diaboli. Wird ihn genauso verraten, wie alle anderen, dazu ist er viel zu selbst- und machtbezogen. Aber immerhin klug. Und Rätselhaft. Ist er der Verräter im Kreis?

Hajo Jonas liebt Hans-Jürgen, den alle Hajo nennen. Er ist 8 Jahre sein Chef und Mentor ist. Völlig eigenständiger Denker,  Spürnasse für neue gesellschaftliche Strömungen und Stimmungen, begnadeter Schmied von Bündnissen und Koalitionen. Selbst spartanisch, asketisch aber kulturvoll. Auf der Moskauer Parteischule wird er ihm von Goethes FAUST vorschwärmen. Hält die schützender Hand über Jonas, deckt seine finanziellen Chaos-Unternehmungen, bindet ihn an sich. Jonas ist von ihm abhängig. Sein Ersatz-Vater. Schrecklich schlechter Redner, herrlich kreativer Politiker

Nora
Aus der katholischen Familie in Österreich, als Zahnarzthelferin in die Stadt gekommen, beisst sich überall durch, kommt Jonas bei der ersten Begegnung wie ein Zicke vor, aber dahinter steckt Machtinstinkt und der Wille zu Einfluss. Heiratet einen adeligen Kommunisten und wechselt bald in die Dortmunder Zentrale. Und mit der Operation des Kiefers verschwindet langsam die Verbissenheit. Die klein- spindeldürre Nora entwickelt ur-frauliche Eigenschaften inmitten der vermeinten Bundespolitik der Jungkommunisten, und entwickelt langsam um sich die Aura der ROSA (Luxemburg), der Kämpferin mit der weiblichen Weichheit, als Sie sehr schnell in die oberste Parteizirkel befördert wird, ist sie Jonas engste Beraterin, und schleichend entsteht noch etwas anderes. Jonas schickt ihr Gedichte. Sie lässt alles offen. Und Jonas traut sich nicht weiter zu gehen.
Nora bekommt ein Kind und Jonas freut sich, als ob es seins wäre. Jonas liebt Nora.
Nora verkörpert ihm den Spagat zwischen Macht und Vision, zwischen Realität und Utopie. Sie ist die einzige, die Jonas beim Show-down in der Parteispitze verteidigt, aber sie verrät ihn, als er ihr seine Lebens-Beichte anvertraut. 4 Jahre später wird sie selber verraten und verbittert ihre Funktionen niederlegen.
Silke
Silke ist Jonas Geliebte, nach der Trennung von Marianne. Silke das totale Gegenstück von Marianne. Klein rundlich, weiblich, Weib. Ihre Worte
„Ich bin ich dich verliebt“ reichen aus, um Jonas‘ ganze sexuelle Ausgehungertheit zum Explodieren zu bringen. Im engen R4 platzt alles. Die Woge der Lust dämpft die Wahrnehmung über die großen Unterschiede aber auch die Verletzungen und Entwürdigungen beim Übergang vom Jugendverband zur Partei.
Silke ist zart, unsicher, künstlerisch, Sängerin, musikalisch gebildet wie Jonas, voller Zweifel und Selbstzweifel, aber naturverbunden holt sie Kraft aus Blumen, Bergen und Bäumen. Sie war Mariannes beste Freundin, nun hat sie dieser ihren Mann ausgespannt. Der Sex ist – so empfindet sie –ihr einziger Vorsprung von Marianne. Jonas tobt sich – endlich – aus. Sie träumen zusammen von einem Leben jenseits der Partei. Dass sie dabei bleibt, hat oft nur noch mit Jonas zu tun. Und das Jonas bei ihr bleibt, mit der Sirenenhaften Büchse der Pandora. So sind sie symbiotisch verschlungen, bis zum Knall. Als die Partei sie unter Druck setzt, entscheidet sie sich für die Partei und verlässt Jonas.

Vroni
Vroni, Tochter eines Volkschullehrers hat es immer schwer im Leben. Die spießigen Eltern kleben an ihr und lassen sie nicht los, das Studium schaff sie nicht, ihr fehlt die Ausdauer, die anderen offensichtlich so leicht fällt. Als Junggenossin flüchtet sie aus dem Studentenverband in die Arbeiterjugendorganisation. Da sind schlichte, aber knackige Jungs, da gilt sie noch was, da wird sie Bildungsverantwortliche, von Jonas protegiert, den sie insgeheim anhimmelt. Der ist froh, mal ein bisschen intellektuellere Gespräche zu führen, aber spürt bald Vronis Grenzen aus Angst, Unsicherheit und Komplexen.
Aber als Jonas bei einer Stundentenfete  sein Nachtlager neben Vronis Schlafsack aufschlägt, sucht Jonas so kurz nach der Trennung von Marianne den Sex und findet ihn bei Vroni. Und Vroni kämpft. Zuerst um Jonas, und als er sie zurückweist, gegen ihn. Am Ende wird sie es sein, die der Partei die Durchsuchung von Jonas Wohnung ermöglicht, wird als erste Jonas Tagebücher entdecken, lesen und der Partei als Beweisstück aushändigen..

********************************************************************
Die Zeit:
1978:
Brokdorf-Aktionen
Festival der Jugend (Basketballhalle München und –Westfalenhalle Dortmund)
Weltfestspiele KUBA
Jona trennt sich das erste mal von Marianne
Gerhard Schröder wird Juso-Vorsitzender

1979
Entwurf Nato-Doppelbeschluss, von Helmut Sch
midt maßgeblich initiiert
Jonas geht nach Moskau, soll in die Bundesführung
Robert wird gefeuert, Jonas geht aufs Klo

1980
UDSSR marschiert in Afghanistan ein
Jonas soll Münchner KP-Vorsitzender werden
Bundestagswahl:
Kanzlerkandidatur von Strauß
Streit um Stoppt Strauß-Bewegung
Sozialliberal gewinnt knapp.
DKP 0,4%
Die Grünen kandidieren erstmals 1,5%
Hausbesetzungen
Trennung von Marianne
Silke legt ihn flach
Kein Zimmer für Jonas
Friedensbewegung : Krefelder Appell

1981
Frauenpolitik in der DKP:
Niedergang der sozialliberalen Koalition: was heißt das für die Linken
Streit um neue Soziale Bewegungen
OHU,
Autonome Frauenbewegung
Hausbesetzer
Gewerkschaftslinke bei den Grünen HOSS
20.10. Berliner Hofgarten
22.11. Nato-Doppelbeschluss

1982
Lambsdorff-Papier zur Wirtschaftspolitik leitet Wechsel der FDP ein
Konstruktives Misstrauensvotum: Kohl wird Kanzler
Streit um Zusammenarbeit mit SPDlern.
Konzept zur Kommunalwahl:
Gemeinsame linke Liste oder eigenständige DKP-Kandidatur

1983
BTW. Jonas Kandidat Neuhausen
TV-Interview zu Solidarnosc
Vogel SPD-Kanzler-Kandidat
Streit um Stimmverhalten für
Renate Schmitt Nürnberg
Gert Bastian München
CDU 48, SPD 38, Grüne 5,7% erstmals im Bundestag
Mies will, aber setzt nicht durch Stimmabgabe für diese Raketengegner

Menschenkette Ulm Stuttgart

22.10. Bonner Hofgarten
Abschuss eines koreanischen Passagierflugzeuges über Sibirien

1984:
Kommunalwahlen DKP verfehlt das Ziel von 1,6% haushoch

Mai: Rinser kandidiert für die Grünen, Weizsäcker wird Bundespräsident
Brief an Mies,
Aussprache mit Mies
Kur in der DDR
Sekretariatssitzung am 29.8.
Nora-Besuch am 2.9.
3.9. Flug nach Portugal
29.9. Verhör bei Erwin Igitur
Ausschluss, Schluss von Silke

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..